Wintergedanken oder: Das Wunder von der Fensterbank

Wintergedanken oder: Das Wunder von der Fensterbank

„Wintergedanken oder Das Wunder von der Fensterbank“.

gelesen von Diemar Silbersiepe

Auf der Fensterbank in unserem Gästezimmer stand jahrelang ein Blumentopf mit einem abgestorbenen toten Alpenveilchen. Das hatten wir vor’n paar Jahren beim Umzug mitgenommen – da ging’s der Pflanze auch schon nicht so gut. Und immer haben wir gedacht: Vielleicht erholt sie sich ja noch. Leider: nein. Aber wir haben sie stehen gelassen und: irgendwann vergessen. Bis mir ein Gärtner aus der Nachbarschaft den Tipp gab:

Gib dem Veilchen doch mal neue Erde, dann wacht die Knolle vielleicht wieder auf. – Die Knolle? – Ja, Alpenveilchen sind Knollenpflanzen. Die begeben sich vor dem Winter in eine Ruhephase, damit sie im nächsten Jahr wieder Wurzeln treiben und blühen können. – Aber die ruht doch jetzt schon für Jahre. – In der Natur gibt’s auch Wunder.

Und was soll ich sagen? Das Wunder ist passiert: Die frische Erde hat das Veilchen zum Leben erweckt. Ich kann’s kaum glauben. Und dann lese ich im Internet: „Die Knolle dient den Pflanzen zur Speicherung von Reservestoffen und zur Überdauerung ungünstiger Lebensverhältnisse wie Winter oder Trockenheit“ … oder Wartestand auf der Fensterbank.

Ich bin mir sicher: Auch in uns, in dir und in mir, schlummern Reservestoffe. Was hilft uns, sie zu spüren und zu aktivieren? Muss ich nur dran glauben? Vielleicht. Doch dann sagt mir meine innere Stimme – oder ist es die Stimme von Gott oder beide?: Frag dich mal und hör dabei ganz tief in dich hinein: Woher nimmst du eigentlich für dein Leben den Saft und die Kraft? Wie bist du verwurzelt?

Was für ein Glück, denke ich dann, dass ich diese Frage auch in schweren Zeiten leicht beantworten kann – Sie hoffentlich auch:
Meine Familie und mein Freundeskreis, die Verbundenheit mit Menschen, die ich liebe und die mich lieben, das Vertrauen in mich selbst mit dem, was ich bin und wer ich bin, und mein Vertrauen auf Gott: sie sind meines Lebens Saft und Kraft. Vor allem im Vertrauen auf Gott bin ich gerne – und hoffentlich noch lange – verwurzelt. Ich glaube, dass er mich gewollt und geschaffen hat und dass er zu mir sagt, wie’s in der Bibel geschrieben ist: „Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin mit dir, wohin du auch gehst!“ (Josua 1,9)

Und wissen Sie was? Wenn wir uns gegenseitig zu solchen winterlichen Gedanken herausfordern und darüber reden, das ist wie frische Erde beim Alpenveilchen.

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