An(ge)dacht
Kennen Sie Finsterland?

Es ist das Land ohne Licht. Natürlich hat es da auch seinen Namen her: Finsterland. Doch Finsterland hieß nicht immer so. Es war, sowie jedes andere Land auf dieser Welt auch, einmal ein schönes und helles Land. Die Menschen dort waren glücklich, hatten Träume und Hoffnungen, manche davon waren groß und manche nur ganz klein.
Und eines wirklich schönen Tages, da kam die Finsternis. Zuerst lauerte sie nur in kleinen Gässchen. Versteckt in Winkeln dieses großen Landes. Und die Leute? Ja, die Leute nahmen die Finsternis nicht wahr. Sie beachteten sie nicht. Und so nahm die Finsternis sich das Land. Stück für Stück. Doch dann eines Tages geschah etwas Unglaubliches. Ein großes Licht stand am Himmel über Finsterland. Erst wussten die Bewohner nicht, was es war, denn sie hatten das Licht vergessen, hatten es schon vor so vielen Jahren und Jahrzehnten verloren, bis es ganz aus ihrem Leben verschwunden war.
Doch mit diesem Licht dort oben am Himmel drang eine Stimme an das Ohr der Bewohner von Finsterland. Und die Stimme sagte: »Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell.« (Jesaja 9,1)
Ca. 2500 Jahre später: Seit ein paar Jahren habe auch ich das Gefühl, dass ich in Finsterland lebe. Wenn ich mir beispielsweise den Rechtsruck in Deutschland anschaue oder Bilder vom Krieg sehe. Sei es in der Ukraine, in Israel/Palästina oder an anderen Orten auf dieser Welt. Wenn ich sehe, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, die Erde immer wärmer wird oder Menschen in Deutschland nicht wissen, wie sie ihre Mieten bezahlen sollen, ja, dann habe ich nicht nur das Gefühl, dass es in Deutschland finster aussieht, sondern auf der ganzen Welt.
Wenn die Welt mir so bedrohlich vorkommt, wenn ich das Gefühl habe, dass das alles nicht mehr sein kann und ich verzweifele, dann frage ich mich, was mir da helfen kann. Mir ganz persönlich helfen die Texte, die wir in der Advents- und Weihnachtszeit hören. Jesaja mit seiner Verheißung an das Volk Israel, die Weihnachtsgeschichte, so wie Lukas sie aufgeschrieben hat oder auch Worte aus Psalm 24, der sagt »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit«. Das sind tolle Worte, tröstende, aufmunternde Worte, die einem fast schon trotzig das Kinn entgegenrecken und sagen: »Ey, es steht im Übrigen nirgendwo geschrieben, dass man uns nur einmal im Jahr lesen darf. Also lies uns, wenn es dir bang ums Herz wird.« Darüber hinaus lese ich im Internet neben den »normalen« Nachrichten auch immer die »guten Nachrichten«, also eine tägliche Dosis Optimismus, wenn man so will.
Und ich schaue mir in der Advents- und Weihnachtszeit die hell erleuchteten und geschmückten Fenster in meiner Nachbarschaft an. Eigentlich, so denke ich bei mir, sollten die Fenster das ganze Jahr geschmückt und hell sein, um der Finsternis in unserem Land, aber auch der Finsternis in dieser Welt, den Protest anzusagen.
Und das wünsche ich mir: Lassen Sie sich nicht einhüllen von der Finsternis. Setzen Sie Lichter in die Fenster und protestieren Sie so gegen die Finsternis in dieser Welt. Denn wie ein Licht in der Finsternis ist Gott zu uns gekommen mit der besten Botschaft, die es auf der Welt gibt. Und diese Botschaft lautet: Fürchtet euch nicht. Und mit diesen Worten werden wir nicht in Finsterland wohnen bleiben, da bin ich gewiss.
Pfarrerin Laura Kadur
Zusammen mit der katholischen Gemeinde St. Franziskus Hochdahl wird es ab jetzt an jedem Wochenende einen Wochen-Impuls geben, gestaltet von den Seelsorgeteams der beiden Gemeinden. Eine tolle Idee und ein neues Stück gelebte Ökumene hier in Hochdahl. Hier finden Sie die Impulse der letzten Zeit.
Jahreslosung 2023

Mit der diesjährigen Jahreslosung lernen wir nicht nur einen Bibelvers kennen, sondern erfahren eine komplette Familiengeschichte, bei der es, typisch Bibel, doch sehr „menschelt“. Es geht um die beiden alten Eheleute Sara und Abraham. 10 Jahre leben sie schon im verheißenen Land, aber der verheißene Nachkomme läßt immer noch auf sich warten. Sara kann aber nicht mehr warten. Sie ergreift die Initiative und fädelt ein Stelldichein mit ihrer Sklavin Hagar und Abraham ein. Hagar soll als Leihmutter den ersehnten Sohn auf die Welt bringen. Unüblich war das damals nicht, aber es ergeben sich schwierige Konstellationen.
Die schwangere Hagar verhält sich anders, selbstbewußter und das mißfällt Sara. Bevor sie aber ihre Sklavin weiter mobben kann, flieht Hagar. Sie weiß nicht wohin, weiß nicht wie es weitergehen soll, kann sich kaum vorstellen, dieses Kind zu bekommen. In dieser ausweglosen Lage (Abraham hat sich, feige und hilflos, wie er war, kein bißchen für sie eingesetzt) geschieht etwas unerwartetes: „Der Engel des Herrn fand sie in der Wüste“.
Rechnen wir noch mit Engeln, mit Wundern ?. Dieser Engel fragt Hagar so ganz normal umgangssprachlich:“ Wo kommst Du her und wo gehst Du hin ?“ Kann das einfach ein Beduine gewesen sein, der da des Wegs kam – oder ist eine Nachbarin ihr nachgegangen, weil sie ahnte, wie schwierig es für Hagar war.? Hagar fühlt sich endlich wahrgenommen, und nun redet der „Engel“ von der Zukunft ihres Sohnes und sagt auch noch, welchen Namen sie ihm geben soll . “ Ismael „- Gott hat gehört.
Ja , Ismael wird genauso ein Kind der Verheißung sein, wie 14 Jahre später Saras Sohn Issak. Hagar ist gestärkt, sie kann sich wieder aufrichten, kann zurückgehen, aber nicht ohne dem Boten Gottes, in dem sie Gott selbst erkennt, einen Namen zu geben: El Roi ,“Gott, der mich sieht“. Lassen wir uns in diesem Jahr anschauen von Gott und übersehen wir nicht unsere Mitmenschen in Freud´ und Leid.
Wie die Geschichte weitergeht können Sie nachlesen in den Kapiteln 1. Mose 16/ 1. Mose 21 und 1. Mose 25 ( Ismael und Isaak begraben zusammen ihren Vater Abraham ).
Pastorin Lieselotte Rönsch