„Sei stille dem Herrn und warte auf ihn“ – Digitaler Fastenimpuls

Gedanken zum Oratorium Elias

In den letzten Monaten ist unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt worden. Es gab Tage, an denen ich nur noch rufen wollte: Es ist genug!

Genau an einem solchen Sonntag wurde in einem Fernsehgottesdienst ein Satz aus der Geschichte des Propheten Elias zitiert. „Steh auf und iss. Du hast einen großen Weg vor dir.“

Das war für mich der Anlass nach der CD zu suchen und mir Ausschnitte aus dem Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy mal wieder anzuhören.

Der Prophet Elias soll die Israeliten wieder zu Gott zurückführen, sie haben sich abgewendet und huldigen dem Götzen Baal. Elias predigt, ereifert sich, kämpft mit allen Mitteln, lauteren und unlauteren, aber er wird nicht gehört.

Am Ende wird Elias mit dem Tod bedroht, er flieht in die Wüste, verkriecht sich unter einem Wacholderbusch und will nicht mehr. Er ist verzweifelt, ratlos, der Feind ist übermächtig, er kann nichts gegen ihn ausrichten. Im Oratorium singt er an dieser Stelle: „Es ist genug, so nimm nun Herr meine Seele.“

In dieser Situation des Elias konnte ich mich wiederfinden. Das Gefühl, einem übermächtigen Gegner ausgeliefert zu sein, wenig dagegen tun zu können, sich alleine zu fühlen, am liebsten die Decke über den Kopf zuziehen.

Dann würde ich gerne mit Elias singen: „Es ist genug.“ Vielleicht ein bisschen theatralisch, aber echt.

Es gab und gibt ja wahrlich genug zu beklagen: den langen Lockdown, die vielen Toten, die Kontaktverbote, die Sorge um die Anderen. Darüber hinaus beschäftigt mich der Zustand unserer Kirche, der katholischen im Besonderen und der in unserem Bistum. Dazu kommen ganz persönliche Krisenzeiten mit langer Krankheit und dem langsamen Zurückfinden in die Arbeit. Sooft kommt alles anders als geplant.

Was tut Elias in seiner ausweglosen Situation? Er hadert mit Gott, beklagt sich über die Ungerechtigkeit, ist zornig und verzweifelt und schleudert dies alles Gott entgegen.

Und als er gar nicht mehr weiter weiß, flieht er in die Wüste und legt sich unter einen Wacholderstrauch und schläft. Er will nicht mehr und hat auch keine Idee wie es weitergehen soll. Er fühlt sich verlassen, ist aber nicht allein.

Engel behüten seinen Schlaf und stellen ihm Wasser und Brot hin (keine gebratenen Tauben und Wein). Sie sprechen bzw. singen ihm zu „ Der dich behütet schläft nicht“

In der Bibel tun sie das nicht nur einmal, denn so schnell kommt man nicht wieder auf die Beine. Elias muss sich auch keine Vorwürfe von Gott anhören, nach dem Motto: „Stell dich nicht so an.“

Er wird nicht allein gelassen, aber auch nicht gedrängt. Gott kümmert sich mit dem Nötigsten um ihn und wartet.

Erst als Elias bereit ist, bekommt er eine Aufgabe. „ Stehe auf Elias, denn du hast einen großen Weg vor dir.“, heißt es da. Es gibt keinen genauen Plan, keine umfassende Lösung oder Perspektive, sondern eine ganz einfache Aufforderung.

Genau das ist auch für mich oft hilfreich, einen Schritt nach dem anderen zu machen, nicht den ganzen langen Weg in den Blick zu nehmen, sondern nur einen nächsten ersten Schritt.

Elias ist gestärkt, aber noch nicht so richtig überzeugt.  Mir gefällt das, denn auch bei uns läuft es nicht immer so glatt. Elias hadert und wirft Gott vor: „Ich arbeite vergeblich und bringe mein Kraft umsonst und unnütz dar.“

Dann müssen nochmal die Engel ran, sie fordern ihn auf, Geduld zu haben und zu vertrauen und singen ihm zu „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn, er wird dir geben, was dein Herz wünscht.“

So macht sich Elias gestärkt auf den Weg, Schritt für Schritt, 40 Tage und 40 Nächte. Und auch wenn es dauert, am Ende geht es gut aus für Elias.

„Wer bis an das Ende beharrt, der wird selig“ singt der Chor im Oratorium. Das ist die Botschaft an den Elias und eine hoffnungsvolle Zusage auch an uns.

Viel Vertrauen und Geduld in der Fastenzeit wünscht Ihnen Ute Dick

Sie finden einen Ausschnitt aus dem Oratorium unter diesem Link: https://youtu.be/Nqfeb0jWPkA Ab Minute14:35 bis Minute 34 kommen die Stellen, auf die ich mich beziehe.

Die ausführliche Geschichte können Sie im ersten Buch der Könige Kapitel 17 bis 19,20 nachlesen.

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