Baukirchmeister, was macht der denn?

In unserer Gemeindesatzung steht: »Das Presbyterium wählt aus seiner Mitte die Baukirchmeisterin oder den Baukirchmeister. Die Kirchenordnung ergänzt: »Die Baukirchmeisterin oder der Baukirchmeister führt die Aufsicht über die Grundstücke, Gebäude, Geräte und andere Vermögensgegenstände.«

Doch was bedeutet das wirklich? Die Redaktion hat, um »Licht ins Dunkel« zu bringen, ein Gespräch mit unserem Baukirchmeister Ferdinand Schönfeld geführt.

Baukirchmeister Ferdinand Schönfeld
Baukirchmeister Ferdinand Schönfeld

Nach welchen Kriterien werden langfristige Entscheidungen getroffen?

Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Zunächst wird überlegt, wie sich die entsprechende Maßnahme in das Gemeindekonzept einfügt. Für eine gute, langfristige Gemeindeentwicklung ist es unerlässlich mit entsprechendem Weitblick zu planen. Dann wird die Notwendigkeit und die Machbarkeit, in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel festgestellt. Solche Entscheidungen sind dann letztendlich ein längerer Prozess, an dem viele sach- und fachkundige Menschen mitwirken.

Was waren leichte, was waren schwere Entscheidungen im Bereich Bauen?

Leichte Entscheidungen gibt es eigentlich nicht. Selbst einfach Ausbesserungen oder Reparaturen wollen sorgfältig geplant und dann mit den jeweils angepassten Mitteln, auch finanziell, den bestgeeigneten Werkstoffen und Fachkräften ausgeführt werden. Sicher ist das bei einem tropfenden Wasserhahn leichter als bei einer aufwendigen Sanierung, aber der Blick ist immer geschärft.

Die schwerste Entscheidung war bis jetzt das Ja zu diesem sehr zeitintensiven Ehrenamt. Das Schwerste ist oft die Trennung von Herz und Bauch gegenüber einer vernünftigen und sachlichen Maßnahme. Einigen Dingen haftet nach so vielen Jahren auch ein Hauch von Nostalgie an. Hier darf man nicht den Blick aufs Wesentliche verlieren.

Was steht im Vordergrund Nachhaltigkeit oder Zweckmäßigkeit?

Hier ist ganz klar der nachhaltige Gedanke der Beste. Zweckmäßige Lösungen sind häufig zu kurzfristig und nur einem aktuellen Bedarf entsprechend. Eine langfristige und vielleicht multifunktionale Lösung ist dann meist ein wenig teurer, aber von weit höherem Gewinn für die Gemeinde und/oder die verschiedenen Nutzer.

Wer unterstützt und berät bei der Entscheidungsfindung?

Zunächst sei der Bauausschuss genannt. Hier treffen sich regelmäßig sach- und fachkundige Presbyter und Gemeindeglieder zur gemeinsamen Beratung über zu planende oder auszuführende Maßnahmen. Bei umfangreicheren Projekten stehen mir ein externer Architekt sowie beratende Fachkräfte zur Verfügung. Beratung findet bei Bedarf auch durch die Denkmalbehörde und andere Ämter statt.

Was bringt einen Baukirchmeister zum Strahlen?

Frisch gestrichene Wände und schönes Licht – natürlich auch. Aber am meisten erfreut es mich, wenn Gottesdienstbesucher oder Kreise und Gruppen die angebotenen Räumlichkeiten gerne besuchen und nutzen, sich wohlfühlen und an den angebotenen Möglichkeiten Freude haben.

Warum bist du Baukirchmeister?

Weil ich das gerne mache. Als ich vor vielen Monden gefragt wurde, ob ich es mir vorstellen könne, zunächst als Presbyter und dann beratend dem Bauausschuss beizutreten, habe ich mich gerne dieser spannenden Herausforderung gestellt. Als dann mein geschätzter Vorgänger Erhard Reiche, dessen Stellvertreter ich zu der Zeit war, altersbedingt sein Amt niederlegen musste, habe ich mich gerne bereit erklärt diese umfangreiche Aufgabe zu übernehmen. Als zweifacher Handwerksmeister, mit etwa 35-jähriger Berufserfahrung, bin ich mit den Regelwerken der Baubranchen, den verschiedenen Gewerken und Baustoffen/Bausubstanzen bestens vertraut. Eine besondere Herausforderung ist es tagsüber Behördengänge, Baustellenbesichtigungen, Telefonate mit Firmen, Handwerkern und unserer Verwaltung zu erledigen. Auch diese Qualifikationen haben das Presbyterium dann bewogen mich als Baukirchmeister zu wählen. Und es freut mich, unsere Gemeinde in diesem Fachbereich unterstützen zu dürfen.

Was baut Gemeinde?

Gemeinde baut im Kleinen wie im Großen. Mal ist es ein Treppenlift an der Neanderkirche oder der Aufzug im Paul-Schneider-Haus, mal ist es »nur« ein kleine Bauerhaltungsmaßnahme/Reparatur. Einmal ist es der geplante, umfangreiche Neubau einer Orgel oder eine neue Heizungsanlage im Pfarrhaus am Neanderweg, das andere Mal ein Neuanstrich, ein paar lose Fliesen oder ein tropfender Wasserhahn. Zuletzt wurde das Pfarrhaus am Hausmannsweg in vielen Fachbereichen umfangreich saniert.

Wie werden Prioritäten vergeben?

In demokratischer Beratung, unter Abwägung von Notwendigkeit und Nachhaltigkeit. Und immer mit Blick auf die sich stets verändernde Gesamtsituation in der Gemeinde (demographischer Wandel).

Wie ist Gemeinschaft integriert?

Als erstes im kleinsten Beratungskreis, dem Bauausschuss. Hier werden Beschlussvorschläge und Beratungen für das Presbyterium erarbeitet. Der Bauausschuss setzt sich aus Presbytern sowie sach- und fachkundigen Gemeindegliedern zusammen.

Viele Anregungen, Wünsche und selten auch Kritik erreichen mich direkt. Menschen kontaktieren mich um Ideen einzubringen. Der regelmäßige Presbyterdienst bietet vor und nach dem Gottesdienst zudem die Möglichkeit für konstruktive Gespräche, nah an der Gemeinde. Ebenso die jährliche Gemeindeversammlung, bei der ich Rede und Antwort stehe. Hier nehme ich regelmäßig Impulse für unsere Beratungen mit.

Vielen Dank für das informative Gespräch.

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