24/7/365 minus Urlaub

Die Gemeinde zahlt für jede Pfarrstelle ein Umlage im sechstelligen Eurobereich. Das ist viel Geld und der Redaktionskreis hat sich gefragt, ob wir eigentlich umfassend über die Tätigkeiten eines Pfarrers informiert sind. Entgegen anderlautenden Gerüchten arbeiten Pfarrer nämlich nicht nur am Sonntag. Renate Dielmann sprach dazu mit Pfarrer Volker Horlitz.

Pfarrer Volker Horlitz bei der Terminplanung für die nächste Woche. Eine von vielen Aufgaben, die man sonst nicht so sieht.
Pfarrer Volker Horlitz bei der Terminplanung für die nächste Woche. Eine von vielen Aufgaben, die man sonst nicht so sieht.
Alt-Bekanntes

Viele Aufgaben des Pfarrers sind den meisten wohl bekannt. Sonntags-, Schulgottesdienste, Trauungen, Beerdigungen und Taufen gehören ebenso dazu, wie besondere Gottesdienste bei Festen, den »Gottesdienst Extra« mit dem Projektchor, Gottesdienst im Rosenhof und Andachten. Das der Pfarrer auch den Konfirmandenunterricht und die Geburtstagsbesuche macht wissen auch noch viele.

Vorbereitung und Verwaltung

Diese Tätigkeitsfelder bedürfen der Vorbereitung und da wird die Arbeit für die meisten unsichtbar. Jede Rede, Andacht oder Predigt will gut vorbereitet sein. Das bedeutet, dass der Pfarrer Zeit braucht, sich Gedanken zu machen, zu lesen, den Bibeltext auszulegen und sich auf die Zuhörer einzustellen.
Eine Gemeinde muss auch verwaltet werden. Im Presbyterium und den verschiedenen Ausschüssen der Gemeinde werden Entscheidungen getroffen. Der Umfang dieser Verwaltungsaufgaben ist vielen Gemeindegliedern nicht bewusst. So ist Pfarrer Volker Horlitz Mitglied in folgenden Ausschüssen: Presbyterium, Ausschuss für Gottesdienst und Theologie, Finanzausschuss, Fachausschuss Familienzentrum, Jugendausschuss und Stiftungbeirat.

Zu den Gemeindeaufgaben gehört auch die Mitarbeit im Kirchenkreis, wie die Teilnahme am Pfarrkonvent und an der Synode. Über die Gemeindegrenzen hinaus engagieren sich Pfarrer oft noch in Sonderaufgaben, so ist Pfarrer Volker Horlitz in der Pfarrervertretung der Landeskirche (vergleichbar dem Betriebsrat in einer Firma) aktiv. Die Arbeit in der Gemeinde wird in Dienstgesprächen organisiert, mit dem Team der Pfarrer und Diakone, dem Jugendleiter, den Küstern und den Sekretärinnen werden jeweils Gespräche geführt.

Schließlich müssen auch noch Büroarbeiten erledigt werden. Er beantwortet E-Mails, unterschreibt alle zwei Monate etwa 100 Geburtstagskarten, sowie die Briefe der Gemeinde an Neuzugezogene oder ausgetretene Gemeindeglieder. Zudem lädt er zum Konfirmandenunterricht und zu Gesprächskreisen ein.

Gespräche und Besuche

Hausbesuche sind ein wichtiger Bestandteil seiner täglichen Arbeit, so besucht er nicht nur Geburtstagskinder, sondern auch Konfirmandeneltern. Viele Gespräche im Zusammenhang mit Trauungen, wie auch mit Trauernden sind ein Aufgabenschwerpunkt seiner Tätigkeit, dazu gehört auch die Begleitung von Menschen in Krisensituationen oder Sterbebegleitung. Manche Trauernde, die unter dem Verlust leiden und Hilfestellung bei der Trauerarbeit benötigen, werden intensiv begleitet. An einigen Tagen werden auch 24-Stunden-Bereitschaftsdienste in der Notfallseelsorge geleistet.

Konfirmandenarbeit

Ein besonderes Highlight im Jahr ist die Konfirmandenfreizeit. Fünf Tage begleitet er zusammen mit einem Team die Jugendlichen in eine Jugendherberge. Für die Jugendlichen ist das immer wieder eine besondere Erfahrung in ihrer Konfirmandenzeit. Die Konfirmanden beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Abendmahl. Dabei kommt der Spaß nicht zu kurz. Mit Gleichaltrigen zu singen und zu spielen, finden die Jugendlichen super. Die komplette Organisation dieser Freizeiten liegt in der Hand des Pfarrers.

Seelsorge

All diese Aufgaben sind mit der Seelsorge für die Gemeindeglieder verwoben. Der Pfarrer widmet sich umfassend dem Menschen, mit seinen Wertvorstellungen, Nöten, Sorgen und Leiden in den jeweiligen Lebensphasen. Er wird gerufen, wenn Menschen nicht mehr weiterwissen, wenn ein Unglück passiert oder wenn jemand gestorben ist. Gerne würde er aber auch gerufen, wenn jemand ins Krankenhaus muss, wenn jemand in seiner Ehe nicht klarkommt, wenn es familiäre Probleme gibt. Hier kann er nicht immer fachlich helfen, aber er hört zu und er weiß, wo es Hilfe gibt. Oft kommt ein Hilferuf zu spät.

Gruppen und Kreise

Neben der persönlichen Seelsorge wollen auch die Kreise der Gemeinde betreut werden. So gibt es seit 28 Jahren Konfirmandenelternkreise. Hier werden religiöse Themen besprochen, Bibelstellen ausgelegt und Themen des täglichen Lebens aus verschiedenen Sichtweisen angesprochen.

Kontaktpflege

Der Kontakt zu den Schulen wird gepflegt, gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern werden Schulgottesdienste vorbereitet und durchgeführt. Es gibt auch viel Vernetzungsarbeit mit anderen Organisationen, wie zum Beispiel der Stadt, dem Hospiz, dem CVJM, und den Schwestergemeinden in Hochdahl, Erkrath und Mettmann. Dabei ist es wichtig einander zu kennen, um Nöte und Schwierigkeiten zu wissen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten.

Kirche und Gesellschaft

Wir erleben heute eine Individualisierung der Gesellschaft. Hier spielen die sozialen Medien eine große Rolle. Manche Personen und Gruppen versuchen, ihre Interessen teilweise energisch in und gegen Gesellschaft und Staat durchzusetzen. Hier gilt es die Werte des christlichen Bekenntnisses, wie sie in der Bergpredigt zum Ausdruck kommen, zum Wohle der Gemeinschaft entgegenzuhalten. Weil die Gesellschaft sich so verändert, müssen auch die Angebote der Gemeinde sich verändern. Sehr deutlich wird das in der Jugendarbeit. Das Konzept muss immer wieder den Wünschen und Gedanken der Jugendlichen angepasst werden.

Belastbarkeit

Wie man erkennt, ist der Beruf des Pfarrer sehr vielseitig, was sowohl Segen als auch Belastung ist. Er kann in seinem Beruf und in seinen Aufgaben so aufgehen, dass er vergisst, seine eigenen Kräfte einzuteilen, zu regenerieren und sich zu erholen.

Seine Arbeit ist eigentlich nie getan, das belastet manchmal sein Gewissen und das Wechselbad der Gefühle an manchen Tagen ist schwer auszuhalten, zum Beispiel: Konfirmandenunterricht erteilen nach einer schweren Beerdigung ist eine Herausforderung der besonderen Art. Eine Kraftquelle findet er bei einem Supervisor, der Freiräume klar macht und hilft, Abstand zu schaffen. Ganz sicher hilft auch ein Gebet.

In unserer Zeit muss er danach streben, noch stärker den einzelnen Menschen zu sehen. Er muss ständig überlegen, wie er seine Arbeit und Vorgehensweise den Veränderungen in der Gesellschaft anpassen kann. Wichtig ist, dass er dies nicht als Belastung, sondern als Hilfe in der christlichen Gemeinschaft sieht. Die Vielfalt der Aufgaben empfindet er als Reichtum.

Fazit

Zusammenfassend sagt Pfarrer Volker Horlitz, dass er den Beruf immer wieder ergreifen würde, der Pfarrberuf ist einer der schönsten Berufe, die es gibt. Und wir können feststellen, dass die Kirchensteuermittel für die pfarramtliche Versorgung gut angelegt sind.

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