Ein Jahr voller Begegnungen: Pfarrerin Laura Kadur berichtet von ihrem ersten Jahr in Hochdahl und den besonderen Momenten mit ihrer neuen Gemeinde.
Wenn man mir im Januar 2023 gesagt hätte, dass es auf der anderen Rheinseite so schön sein kann, dann hätte ich nur müde abgewunken und gesagt: »Was soll denn an der Schäl Sick bitte schön sein?« Mittlerweile sehe ich das anders, obwohl ich zugeben muss, dass ich dem Kölner Karneval weiterhin meine Treue geschworen habe und dabei auch bleiben werde (nobody is perfect).
Wenn man mir dann im April 2023 beim Bewerbungsgespräch gesagt hätte, dass dort vor mir ein Teil meines neuen Presbyteriums sitzt, dann hätte ich die Finger gekreuzt und gesagt: »Na hoffentlich konnte ich sie überzeugen.« Wäre jemand im Juni 2023 nach meinem Vorstellungsgottesdienst in Hochdahl zu mir gekommen und hätte gesagt, dass die Neanderkirche mal meine Kirche und die Menschen darin meine Gottesdienstgemeinde werden, dann hätte ich gelächelt, genickt und gesagt: »Ja, das kann ich mir wirklich gut vorstellen. Denn ich habe mich selten so schnell so wohl gefühlt wie in diesem ersten Gottesdienst in Hochdahl.«
Und als mich zwei Wochen später Gabriel Schäfer angerufen hat und gesagt hat, dass ich gewählt worden bin, da saß ich abends draußen auf meiner Terrasse in Wesseling und konnte es selbst kaum glauben.Die ersten drei Monate meines Dienstes in Hochdahl waren mit viel Fahrerei und Kennenlernen der neuen Gemeinde verbunden.
Ich habe zu dieser Zeit noch in Wesseling gewohnt und bin dann entweder jeden Tag oder jeden zweiten Tag nach Hochdahl gefahren, was im Rückblick echt anstrengend war. Ich weiß noch, dass ich einmal fast 1,5 Stunden für die Strecke von Wesseling nach Hochdahl gebraucht habe und das an einem Tag, an dem ich eine Beerdigung hatte und fast zu spät gekommen wäre. Als ich meinen ersten regulären Gottesdienst in Hochdahl halten sollte, hatte ich Corona. Drei Jahre hatte ich mich nirgendwo angesteckt und war immer glimpflich davongekommen, aber dann traf es auch mich.
Ich hatte gehört, dass in diesen Gottesdienst am 1. Oktober 2023 super viele Menschen gekommen waren, um mich mal »live und in Aktion zu sehen« und die dann echt enttäuscht waren, dass nun jemand anders als ich vorne stand, um den Gottesdienst zu halten. So ganz unter dem Motto »Na toll, kaum ist sie hier und schon ist sie krank. Wer weiß, ob wir »die Neue« überhaupt mal zu Gesicht bekommen?« Autsch…
Wie gut, dass ich Ende Oktober zum einen wieder gesund war und zum anderen dann auch meinen ersten Gottesdienst in Hochdahl feiern konnte. Nach dem Umzug im November wurde es leichter, weil ich nicht mehr diese irre langen Fahrtzeiten hatte und nun richtig in der Gemeinde ankommen konnte.
Wenn ich auf das eine Jahr zurückschaue, dann denke ich an die vielen Veranstaltungen und Gottesdienste, die im letzten Jahr stattgefunden haben und die ich halten und mitgestalten konnte. Beispielhaft kommen mir da gerade das Tauffest im Kooperationsraum, die Bibliologe, die ökumenischen Veranstaltungen und das »Getränk mit der Pfarrerin« am Hochdahler Markt in den Sinn. Ich denke an die Christnacht genauso gern wie an den Karfreitagsgottesdienst.
Ich denke an die Beerdigungen und Taufen, die Paare, die ich verheiratet habe und die Gemeindeglieder, die ich zum Geburtstag besucht habe. Ich denke an lange Ausschuss- und Presbyteriumssitzungen, an viele gute Gespräche mit Gemeindegliedern, an Abschiede (bevorstehende oder bereits geschehene) und vor allem denke ich an Neues, was auf uns als Gemeinde zukommt.
Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung die Rheinseite zu wechseln, soviel ist sicher. Ich bin sehr gerne hier in Hochdahl und arbeite auch sehr gerne in unserer Gemeinde. Nach einem Jahr bin ich nicht mehr »die Neue«. Mittlerweile weiß man, wie meine Gottesdienste laufen und dass auch zwischendurch mal gelacht werden kann. Man weiß, dass ich rauche, zu 99% schwarze Kleidung trage und Coca Cola anstatt Kaffee trinke.
Und wenn du eine 100jährige zum Geburtstag besuchst, die du vor einem Jahr zu ihrem 99. Geburtstag bereits besucht hast, und sie in die Hände klatscht, wenn sie dich sieht und sagt: »Da ist ja meine Pfarrerin«, dann bist du wirklich angekommen.
In diesem Sinne auf das nächste Jahr in Hochdahl und die Jahre, die noch kommen sollen und werden.
Ihre Pfarrerin Laura Kadur