Neulich am Marburger Bahnhof

Bahnhof

Dieses „Neulich“ ist schon etwas läger her, denn mein Neffe, den ich damals an seinem Studienort besuchen wollte, ist inzwischen längst fertiger Lehrer.

Aber da mir gerade vor kurzem eine ähnliche Begebenheit passiert ist, habˋich mich wieder an Marburg erinnert. Für meine Reise in die Mitte Deutschlands brauchte ich natürlich eine gute Zugverbindung und eine günstige Fahrkarte.Da ich so etwas sehr ungern digital erledige, bin ich zum Ohligser Bahnhof gefahren, damals noch mit einem echten Fahrkartenschalter der deutschen Bahn (mittlerweile ist dort eine sehr gute Agentur, wo man geduldig und kompetent beraten wird).

Die freundliche Bahnmitarbeiterin hat mich , als sie mein Reiseziel „Marburg“ erfuhr, mit einem persönlichen Anliegen überrascht:“Marburg, da habe ich früher gearbeitet, in einem besonders netten Team. Wenn Sie in Marburg am Bahnhof Zeit haben, ob Sie wohl Grüße von mir ausrichten könnten ?“

Ich war verwundert, aber auch erfreut. Liebendgern richte ich freundliche Grüße aus, nur eher selten für ganz fremde Menschen.

Natürlich bin ich dann mit meinen Grüßen im Gepäck in Marburg an den Fahrkartenschalter gegangen und auch gleich an den richtigen Kollegen geraten, der sich an sein frühere Mitarbeiterin gut erinnern konnte und mit einem Strahlen im Gesicht mir wiederum Grüße nach Ohligs mitgegeben hat. Die ich selbstverständlich bei nächster Gelegenheit persönlich übermittelt habe.

Natürlich ist das im Zeitalter digitaler sozialer Netzwerke total „old school“, aber mir bereitet es Freude, auf diese Weise Beziehungen zu knüpfen.

Vor kurzem, also aktuell „neulich“, habe ich einen ganz ähnlichen Auftrag bekommen. Eine Studienfreundin von mir bat mich, als sie hörte, ich bin in Hamburg bei einer Fortbildung, ihrer alten Schulfreundin , die just in meinem Tagungshaus arbeitet, Grüße auszurichten.

Das war für die besagte Dame eine schöne Überraschung und es entspann sich ein nettes Gespräch über gemeinsame Bekannte.

Wem das jetzt alles viel zu kompliziert war, der lese mal in den neutestamentlichen Briefen die Grußlisten . Da wird ganz wild durcheinandergegrüßt und ich bin immer wieder fasziniert von dem weiten Netzwerk der ersten Christen. In den Grußlisten erfahren wir viel über die ersten Hausgemeinden, und es werden besonders viele Frauen erwähnt. Ob Frauen besonders gerne grüßen ?

Ich nehme also immer gerne Grüße entgegen, bemühe mich, auch keinen zu vergessen, und bekomme genausogerne liebe Grüße ausgerichtet. Das macht die Welt menschlicher.

Pastorin Lieselotte Rönsch

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