Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn

Ernte

Es ist Herbstzeit. Wer draußen unterwegs ist, kommt aus dem Staunen gar nicht heraus: blauer Himmel und Sonne oder dunkle Wolken und Regen, Sonnenblumen und Herbstastern blühen auf, Früchte werden reif, Blätter verändern ihre Farbe.

Manchmal gehe ich allerdings sehr eilig durch den Tag, habe viel zu viel anderes im Kopf, um das Alles richtig wahrzunehmen. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass es so blüht und wächst, dass wir so eine Vielfalt haben.

Wir Menschen sind für die Erde verantwortlich. Gott hat uns diesen Lebensraum, seine Schöpfung, anvertraut, um sie zu genießen und auch zu schützen. Wir dürfen in gutem Einvernehmen mit der Natur leben und die Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen bewahren. Gottes Schöpfung, unser Lebensraum! Was für ein Wunder und Geschenk ist dies für uns!

Anfang Oktober feiern wir Erntedankfest. Wir danken für die Gaben der Natur, für das, was Gott uns geschenkt hat. Der Liederdichter Matthias Claudius hat es in seinem Erntedanklied auf ganz besondere Art und Weise ausgedrückt:

»Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand. Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn wir heimgehen, Wuchs und Gedeihen drauf.«

Für mich beschreibt dieser Liedtext, dass die Natur ein Zusammenspiel aus unserem Tun, dem Pflügen und Streuen und Gottes Wirken ist, denn Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand.

Gottes Handeln bleibt dabei geheimnisvoll:

»Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn wir heimgehen, Wuchs und Gedeihen drauf«.

Nicht immer hat das Pflügen und Samenstreuen mit der Landwirtschaft zu tun. Auch als Eltern, Paten und Freunde streuen wir Samen. Den Samen von Werten, die uns wichtig sind, den Samen von Charakter, den wir so leben, dass andere es sehen können.

In der Hoffnung, dass der Same möglichst auch ins Innere gelangt und nicht an der Oberfläche gleich wieder weggeweht wird, pflügen wir manchmal mit dem, was wir sagen und tun, den Lebensacker anderer Menschen ganz gehörig um.

Nicht immer bekommen wir die Früchte bei den Menschen oder im Gemeindeleben zu sehen. Aber auch da ist es Gott, der Wachsen und Gedeihen in seiner himmlischen Hand hält. Das Geheimnis Gottes – wie er Wachstum, Gedeihen, Schönheit und Sinnhaftigkeit schenkt, das ist immer wieder neu faszinierend und lädt uns ein, dankbar zu sein, und so dürfen wir einstimmen in den Kehrvers, den Matthias Claudius in seinem Lied geschrieben hat:

»Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!«

Diakonin Doris Treiber

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