Corona im Kongo

Selbst gebastelter Mundschutz aus Heilblättern
Selbst gebastelter Mundschutz aus Heilblättern

Die Corona-Krise hat Afrika erreicht. Laut Zählung der Johns-Hopkins-Universität vom 18. April 2020 waren in der DR Kongo 143 Infizierte und 6 Tote, die meisten in Kinshasa. Das klingt nicht viel für so ein großes Land. Aufgrund des kaum funktionierenden Gesundheitssystems können die Zahlen natürlich beliebig falsch sein. Allerdings sind relativ niedrige Zahlen angesichts der Bevölkerungsstruktur plausibel: Nur 2 Prozent der Bevölkerung sind über 65 Jahre alt (in Deutschland sind es 21 Prozent). Es ist also nur ein ganz kleiner Teil der Menschen, der ein hohes Risiko für Covid-19-bedingte Komplikationen hat.

Dennoch herrscht eine riesige Angst vor der Erkrankung. Man hat versucht, die Stadtgrenzen Kinshasas zu schließen, um die Ausbreitung im Land zu verhindern. Aber eine Hauptstadt mit mehr als 10 Millionen Einwohnern lässt sich nicht vom Rest des Landes isolieren. Die meisten Menschen leben in primitiven Behausungen ohne Wasseranschluss und Lebensmittelvorräte. Wie soll man da eine Ausgangssperre durchhalten?

Ab und zu tuckert ein völlig überladenes Schiff verbotenerweise den Kongofluss hinauf. Eine Woche braucht es, um bis Mbandaka zu kommen. Die hygienischen Verhältnisse auf diesen Schiffen sind unbeschreiblich. Eins kam sogar bis nach Basankusu. Der Mann auf unserem Foto wollte sich beim Schiff Salz kaufen, das in Basankusu längst nicht mehr zu haben war. Aus Heilblättern bastelte er sich einen Mundschutz. Sieht er nicht beeindruckend aus?

Die Verkehrsverbindungen von Kinshasa nach Mbandaka sind sehr schlecht. Es gibt nur zwei Flüge in der Woche. Die Wege nach Ingende und Itotela sind noch schlechter. Das Risiko, dass das Virus dorthin gelangt, ist also klein. Trotzdem hat die Kirche der Jünger Christi im Kongo (CDCC) schon vor Ostern alle Gottesdienste auch dort abgesagt. In einer Kirche ohne Kirchensteuern, wo die Pastoren durch Kollekten finanziert werden, bedeutet das fast den Ruin.

Wahrscheinlich werden im Kongo nur wenige Menschen an Corona sterben. Aber die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden, richten großen Schaden an. Der behinderte Warenfluss hat eine deutliche Preissteigerung für Grundnahrungsmittel nach sich gezogen. So wird Hunger zum Problem. Ganz schlimm: Gesundheitszentren werden geschlossen aus Furcht vor Ansteckung.

Der Schweizer Epidemiologe und Malariakenner Christian Lengeler sagt: »Wenn Sie die Gesundheitszentren aus Angst vor Covid-19 schließen und keine Malaria-, Tuberkulose- oder HIV-Fälle mehr behandeln und Frauen, die einen Kaiserschnitt brauchen, nicht mehr operieren können, dann werden Sie rasch sehr viele Tote haben … Denn im Gegensatz zu anderen Gesundheitsrisiken ist Covid-19 in Afrika ein relativ kleines Problem.«

✏ Christa Windeler

Kollekte: In unserem Kindergottesdienst sammeln wir jeden Sonntag für Projekte unserer Partnerkirchenkreise Longa und Dianga im Kongo.

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