Eine Art Tagebuch V

Notizen, Gedankensplitter, Begegnungen und Ermutigungen aus nun mehr 2 Monaten Ausnahmezustand

Kurz nach Ostern:

Hatte ich bisher allen Corona-Maßnahmen und Einschränkungen immer noch etwas positives abgewinnen können, so habe ich jetzt einen richtigen Durchhänger: Die Städtereise nach Lübeck ist abgesagt, die Fortbildung leider auch, ich weiß nichts mit mir anzufangen. Auch fällt es zunehmend schwer sich zu motivieren und zu disziplinieren. Am Anfang des Lockdown hatte ich immer sehr fleißig jeden Tag eine Schublade aufgeräumt und jeden Tag ein Gedicht gelesen, aber jetzt verwahrlost man mit der Zeit.

Was mir jetzt weiterhilft ist mein altes rotes Adressbüchlein, ich krame Telefonnummern hervor von Leuten, die ich seit Jugendfreizeittagen kenne, oder rufe auch mal wieder meine Kusine in Berlin an (im Familienkreis nennt man uns scherzhaft die Telefonistinnen). Auch gehe ich fast jeden Abend zum Briefkasten um Karten oder Briefe einzuwerfen. Und siehe da, die meisten Adressaten melden sich zurück. Schön zu erfahren, wie die anderen so klar kommen, was sie so machen, schön den Kontakt aufleben zu lassen.

An einem besonders schönen lauen Abend sind auf einmal alle Nachbarn in ihren Gärten es gibt Gespräche über den Zaun und durch die Hecke. Als es dunkel wird, sehe ich das heimelige Flackern des Feuers im Feuerkorb vom Garten nebenan. Sternschnuppen soll es auch geben in dieser Nacht, aber solange kann ich nicht mehr wach bleiben.

Pflegen Sie freundschaftliche und nachbarliche Kontakte, man kann auch uralte Bekanntschaften reaktivieren.

Ihre Pastorin Lieselotte Rönsch

PS: Vor dem Einschlafen geht mir der Ohrwurm nicht aus dem Kopf:

Ein Funke kaum zu sehen
Entfacht doch helle Flammen
Und die im Dunkeln stehen
Die ruft sein Schein zusammen…

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