Abschied von Jürgen Feuersänger

Am 30. September 2018 wird Jürgen Feuersänger im Gottesdienst in der Kirche in Alt-Erkrath um 10 Uhr nach 34jährigem Wirken in unserem Altersheim wegen Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand verabschiedet. Sehr ungewöhnlich: da beginnt einer vor 34 Jahren seinen Dienst als Heimleiter, hält ihn diese lange Zeit durch und geht in dieser gleichen Funktion, die heute nur umbenannt „Einrichtungsleiter“ lautet, in den Ruhestand. Aus diesem Grunde führte H.-D. Henrichs vom Förderkreis Haus Bavier ein Interview mit Jürgen Feuersänger.

1. Was war 1984 Ihr Motiv zur Bewerbung im Haus Bavier?
Es gab 2 Impulse. Zum einen machte ich während meines Zivildienstes bei einem diakonischen Träger in Stuttgart die Ausbildung als Altenpfleger. – Kurz vor Ende dieser Ausbildung riet mir der damalige Leiter: „Studiere noch Sozialarbeit. Dann bist Du sehr gut vorbereitet für eine spätere Heimleitung“.
Der 2. Impuls kam im Jahr 1983. Ich war damals Sozialarbeiter beim Diakonischen Werk des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann. Auf dem Weg zu meiner Sprechstunde im Gemeindeamt Erkrath traf ich Herrn Alfred Nölling, ehrenamtlicher Geschäftsführer. Er saß auf der Bank vor dem Altenheim und sprach mich an, ob ich nicht mal sein Nachfolger werden wollte. Deshalb habe ich mich ein Jahr später auf diese Stelle beworben.

2. Welches Konzept hatten Sie 1984 beim Start Ihrer Arbeit im Haus Bavier?
Ich hatte einige Grundwerte, die ich während der Ausbildung zum Altenpfleger und während meines Studiums der Sozialarbeit gewonnen hatte:
• Das sorgfältige Wahrnehmen der Individualität der anvertrauten Menschen.
• Die Freude, deren Ressourcen zu entdecken – Abkehr vom Defizitdenken.
• Die ganzheitliche Sicht der Menschen – Die Gleichwertigkeit von psychosozialer, geist-licher und somatischer (körperlicher) Fürsorge.
• Das Heim sollte zuerst Wohnung sein – die somatischen Bedürfnisse dürfen nicht die anderen überdecken. – Der junge Beruf der Altenpflege setzte damals einen Gegenpol zum Krankenhausdenken in der Altenpflege.

3. Wer hat Ihnen in der Startzeit am meisten zur Seite gestanden?
Mit meinen damals 32 Jahren ohne Leitungserfahrung würde ich mich heute als Risikoeinstellung einstufen. Ich wurde nach der schweren Erkrankung von Herrn Nölling von 2 ehrenamtli-chen Geschäftsführern in guter Weise gecoacht: Herr Leberecht Runze, damals Personalverantwortlicher in einem großen Konzern und Herr Wolfeckhard Hagemann, Ministerialdirigent beim Land NRW. Die stellvertretende Heimleiterin und Prokuristin Frau Renate Gäb unterstützte mich ebenfalls loyal über viele Jahre.

4. Was waren die beglückendsten Erlebnisse in den 34 Jahren Heimleitung?
• Ich sehe mich bis heute am richtigen Platz.
• Ich genieße bis heute das Vertrauen unserer Mitarbeiter und der haupt- und ehrenamtlichen Leitungskräfte.

• Es gab mir Freude zu sehen, wie diese Einrichtung äußerlich und innerlich gewachsen ist. Mit innerem Wachstum meine ich auch die Entwicklung unserer Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter.
• Schön war für mich zu sehen, was ein einfaches Gebet mit einem Menschen am Krankenbett oder mit einem Mitarbeiter in einer Krisensituation bewirkt.
• Gott hat mich mit einem belastbaren Gemüt ausgestattet!

5. Was belastete Sie am meisten?
• In der Anfangszeit mussten wir uns mehrfach von Leitungskräften trennen. – Das ist mir schwergefallen.
• Der Neu- und Umbau von Haus Bavier erforderte in den Jahren 1993 – 2000 viele zusätzliche Abend-Termine. Damals waren unsere 5 Kinder am Heranwachsen. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass die Balance zwischen Familie, Beruf und Gemeinde (Evangelische Stadtmission Düsseldorf) mir doch nicht so gut gelungen war.

6. Wie beurteilen Sie heute die 2012 vollzogene Fusion zur NeanderDiakonie bzw. zur Diakonie im Kirchenkreis D-ME?
Immer noch gut. Wir sind jedoch noch nicht am Ende, die Synergieeffekte zu heben, aber auf einem guten Weg. Es wäre wünschenswert, wenn noch mehr stationäre Altenhilfeeinrichtungen im Verbund wären, um noch bessere Effekte zu erzielen.

7. Was wurde aus Ihrem damaligen Konzept?
Aus den eingangs geschilderten Grundwerten wuchs eine neue Pflege- und Betreuungskultur. Die haben wir in unserem gemeinsam entwickelten Hauskonzept festgeschrieben. Damit arbeiten wir.

8. Wo liegt aktuell das wichtigste Verbesserungspotential für unsere Häuser?
Die Weiterentwicklung unserer jungen Fachkräfte fördern.

9. Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?
Er soll unsere Mitarbeiter gewinnen, mit ihm zusammen den Weg zu gehen, den er für angemessen hält.

10. Worauf freuen Sie sich am meisten beim Blick auf den Ruhestand?
Mehr Zeit für meine Gisela und unsere 11 Enkelkinder zu haben.

Lieber Herr Feuersänger, danke für das Gespräch! Ich wünsche Ihnen einen frohen, entspannten und langen Ruhestand unter Gottes gnädigem Geleit im Kreis Ihrer Großfamilie!

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