Antependien im Gemeindehaus Sandheide

Die Antependien (hier aus dem Gemeindehaus Sandheide) sind die die Behänge an der Stirnseite von Kanzel und Altar. Sie gehören zum Textilschmuck des Gottesdienstraumes. Die Grundfarbe der Antipendien richtet sich nach der jeweiligen liturgischen Farbe des Kirchenjahres.

Evangelische Gotteshäuser oder protestantische Kirchen sind meistens in einer „edlen Simplicität“ gehalten. Barocke Überladung wird man kaum finden. Für das Gehör gibt es ja die Orgel und es wird gesungen. Das Auge hätte aber keine Möglichkeit, besonders während der Predigt, herum zu schweifen, um sich ablenken zu lassen.

Ein schlichtes Holzkreuz hängt im Gemeindehaus Sandheide seitlich an der Wand. Evangelischer Glaube wird in erster Linie durch die Predigt und die Lesung biblischer Texte gespeist. Eine sinnlich Glaubenserfahrung ist so kaum möglich. Ja, wenn Frauen nicht Ideen hätten, die sie umsetzen wollten. 1986 bezog Pfarrer Martini mit seiner Frau Dorothea Kühl-Martini das Pfarrhaus im Gemeindebezirk Sandheide. Frau Kühl-Martini knüpfte erste Kontakte, in dem sie Frauen ins Pfarrhaus zum Handarbeiten, Klönen und Kaffeetrinken einlud. Im Gespräch kam man auf die Einrichtung des Gemeindehauses Sandheide zu sprechen. Frau Kühl-Martini hatte dann die Idee, dass man doch als Handarbeitskreis Antependien, also Behänge für Kanzel und Altar, gestalten könnte.

Die Idee fand Zustimmung und so wurde überlegt, wie man sie gestalten könnte. Weil in den Gesprächen während des Handarbeitens auch über Gottesvorstellungen geredet wurde, kam man auf die Textstelle 2. Mose 3, 14 wo Gott dem Moses im brennenden Dornbusch begegnet ist. Das biblische Symbol vom brennende Dornbusch, wo sich Gott mit seinem Namen: „Ich bin der ich sein werde“, dem Moses zu erkennen gibt, wurde als Motiv für einen Kanzelbehang gewählt. So gingen die Frauen ans Werk.

Frau Kühl-Martini zeichnete nun den Entwurf zum „Brennenden Dornbusch“ als Vorlage auf Papier. Als Material für diese Arbeit wurde sich für violette Wildseide als Untergrund entschieden. Die Adventszeit ist eine besinnliche Zeit und wird im Kirchenjahr als Fasten- und Bußzeit gefeiert, ebenso die Passionszeit vor Ostern. Darum wurde die liturgische Farbe – violett – gewählt.

Die Flammen des „Brennenden Dornbuschs“ auf dem Kanzelbehang sind aus gelber, oranger und roter Seide von Hand appliziert. Die Applikationen sind von Frau Hannelore Rau gearbeitet worden. Die Dornenzweige wurden danach von Frau Rosekarin Odlozinski im Blattstich aufgestickt. Die Unterfütterung als Näharbeit übernahm dann Frau Anneliese Lucas.

Am 1. Advent 1986 ist nun der Kanzelbehang als vollendete Handarbeit mit den leuchtenden Farben in einern Gottesdienst der Gemeinde übergeben worden. Traditionell wurde der 1. Advent als Frauenhilfe-Sonntag begangen. Der Gottesdienst ist deshalb von Frauen des Handarbeitskreises gestaltet worden. Frau Kühl-Martini predigte aus Sicht der Zippora, der schwarzen Frau des Moses, über die Textstelle 2. Mose 3,1ff sehr anschaulich. Der Kanzelbehang mit dem „Brennenden Dornbusch“ war das erste „Schmuckstück“ für das Ev. Gemeindehaus Sandheide.

Es folgte noch passend dazu eine Altardecke. Für die hohen Feiertage, Weihnachten, Ostern und Pfingsten steht die Farbe -weiß -in der Liturgie. Frau Dorothea Kühl-Martini arbeitete noch eine weiße Altardecke mit Kanzelbehang. Als Motiv wählte sie hierfür eine Harfe. Die Harfe erinnert an König David, der häufig als Harfespieler und Psalmendichter in der Bibel beschrieben wird, außerdem, dass die Gemeinde mit Musik und Gesang Gott lobt, ehrt und preist. Die Umrisse der Harfe wurden aus dem Stoff herausgeschnitten und in den darin geknüpften Fäden sind die Saiten zu erkennen. Die Form der ausgeschnittenen Harfe aus der Altardecke erscheint als Kanzelbehang wieder.

Eine Altardecke mit Kanzelbehang in der liturgischen Farbe – rot -hat Frau Mechthild Hinzke gearbeitet. Für festliche Gottesdienste wird so die rote Altardecke und Kanzelbehang aufgelegt. Frau Mechthild Hinzke stickte das Motiv einer Stadt über der, in Gestalt einer weißen Taube, der Heilige Geist schwebt. Es ist bekannt, dass in früheren Zeiten Klosterfrauen, kirchliche Gewänder, Wandbehänge und andere aufwendige Kostbarkeiten arbeiteten.

Handarbeitskreise in den Kirchen arbeiten häufig für Basare, wobei die Handarbeiten für einen guten Zweck verkauft werden. Wie spirituelle Überlegungen von Frauen aus der Sandheide in die kreative Gestaltung von Antependien für das Ev. Gemeindehaus Sandheide umgesetzt wurden, soll hiermit in der Hochdahler Kirchengeschichte dokumentiert sein.

Manchmal passiert es im Ev. Gemeindehaus Sandheide, dass während der Predigt sich die Augen von der Altardecke ablenken lassen. Der Grund dafür ist aber, – sie hängt dann garantiert schief. –
Anneliese Lucas

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