Als sich einmal der „Heilige Geist“ ins Pfarrhaus verirrte.

Geschichten aus dem Pfarrhaus - Folge 5
Grafik: Pfeffer
Grafik: Pfeffer

Vor etlichen Jahren Ende Mai / oder Anfang Juni, es war schon ziemlich warm und es stand das Pfingstwochenende an, bekamen wir ganz überraschenden „Besuch“. Eine Brieftaube muß sich irgendwie verflogen haben und hatte den Weg durch die offene Balkontür bis in unser Treppenhaus gefunden.

Sie muß einen sehr anstrengenden, langen Flug hinter sich gehabt haben, den sie war total erschöpft, dass wir schon befürchteten, sie fällt uns tot von dem Geländer, wo sie sich niedergelassen hatte. Also, was tun. Ich stellte etwas Wasser bereit und ein paar Körner, dann zogen wir uns erstmal zurück, um sie zur Ruhe kommen zu lassen.

Aber was macht eine Brieftaube in der Wilbergstrasse? War denn irgendein Taubenzüchterwettbewerb?. Oder hatte sie geheime Botschaften zu übermitteln? Aber doch nicht an uns? Während wir noch grübelten und die wildesten Theorien aufstellten, hatte sich unser himmlischer Bote etwas erholt, und wir beschlossen, einfach mal alle Türen nach draußen zu öffnen.

Das frische Wasser und der Windhauch vom Durchzug hatten das sehr zierliche Täubchen sich etwas regenerieren lassen und so flog sie irgendwann doch durch die Haustür davon. Etwas später fiel mir erst wieder ein, dass ein Nachbar ein paar Häuser weiter einen kleinen Taubenschlag hatte. Und noch viel später fiel der Groschen: Es ist doch Pfingsten, klar, dass dann eine Taube ins Pfarrhaus kommt. Hinterlassen hatte sie auf jeden Fall ein Schmunzeln, ein paar Taubenklekse und eine schöne Geschichte. Frohe Pfingsten!

Pastorin Lieselotte Rönsch

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