Die Gemeinde betet gemeinsam im Gottesdienst. Gebete wie das Vaterunser sind fester Bestandteil des Gottesdienstes und (fast) jeder kennt es. Doch was bedeuten die anderen Gebete im Gottesdienst, Pfarrer Lutz Martini erklärt die verschiedenen liturgischen Gebete im Gottesdienst.
Das erste Gebet findet vor dem Gottesdienst in der Sakristei statt: Das »Rüstgebet« beten die am Gottesdienst Mitwirkenden, sie bitten für den Gottesdienst und den Prediger um Gottes Geist und seinen Segen.
Nach dem Eingangslied spricht der Liturg oder die Liturgin mit der Gemeinde im Wechsel das »Psalmgebet«. Damit ist die Gemeinde in jedem Gottesdienst mit dem alttestamentarischen Gebet- und Gesangbuch und somit auch mit dem Volk Israel verbunden, auf dessen Glaubensfundament das christliche Bekenntnis aufbaut.
Das anschließend gesungene »Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist…« ist ein »Lobgebet«, wie es im Gottesdienst, gerade in der gesungenen Liturgie vorkommt. Hier hat es den trinitarischen Aufbau, und es wird Gott, Jesus und der Heilige Geist angesprochen.
Der »Kyrieruf« oder das »Sündenbekenntnis« folgt sofort darauf. Der Kyrieruf ist eine kurze Anrufung Gottes, dem das gesungene »Kyrie eleison« oder »Herr, erbarme dich!« folgt. Meistens wird dieses Bittgebet um Vergebung der Schuld zu einem Sündenbekenntnis erweitert. Ihm folgt entweder das gesungene »Herr, erbarme dich!«, mit dem die Gemeinde in die Worte des Liturgen einstimmt, oder bei Abendmahlsgottesdiensten stellt der Liturg oder die Liturgin die Beichtfrage und erteilt der Gemeinde nach ihrem einstimmigen »Ja« die »Absolution«, die Freisprechung von aller Schuld im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Nach der Gnadenzusage oder der Absolution singt die Gemeinde das »Gloria«. Auch dies ist wieder ein gesungenes Lobgebet in mit dem Kirchenjahr sich wandelnden Versionen.
Das Gebet vor der Schriftlesung schließt die Gebete der Eingangsliturgie ab, und ist ein zusammenfassendes Gebet, weshalb es auch »Kollektengebet« genannt wird, ohne dass es etwas mit der Kollekte, der Geldsammlung zu tun hätte. Da dieses Gebet auch zu den folgenden Lesungen des Tages hinführt, wird es auch »Tagesgebet« genannt.
Das gesungene »Halleluja« ist wieder ein Lobgebet.
Im »Glaubensbekenntnis«, in unseren Gottesdiensten meist in der Form des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, oder auch in modernen Texten bekennt die Gemeinde ihren Glauben an den dreieinigen Gott. Gleichzeitig ist dieses Lob Gottes eine gebetet Antwort auf die Lesung des Evangeliums.
An der Schwelle vom Wortteil zum Sakramentsteil des Gottesdienstes steht seit alters her das »Fürbittengebet«. In diesem Gebet weitet sich der Horizont der Gebetsanliegen für die Menschen in der Nähe und Ferne, für Anliegen des Weltgeschehens, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Oft wird bei uns das Fürbittengebet im Wechsel von mehreren Personen gesprochen. Es gibt auch andere Formen, zum Beispiel kann die Gemeinde nach einzelnen Bitten einen Gebetsruf (zum Beispiel: »Herr, erhöre uns«) sprechen oder singen.
Das Fürbittengebet wird zusammengefasst und beschlossen vom »Vaterunsergebet«, das auf Jesus zurückgeht, der seinen Jüngern und damit auch uns ein Gebet für alle Zeiten gegeben hat.
Zum Vaterunser wird die Glocke geläutet zum hörbaren Zeichen für alle außerhalb des Gottesdienstes und als Einladung zum Mitbeten.
In Gottesdiensten, in denen wir das Abendmahl feiern, rückt das Vaterunser in die Mitte der Abendmahlsliturgie. Die Abendmahlsliturgie selbst hat gesungene Gebete in verschiedener Gestalt wie ein Bittgebet (»Christe, du Lamm Gottes…) oder Lobgebet (»Heilig, heilig…«).
Damit sich alle in der Liturgie zurechtfinden und sich in unseren Gottesdiensten heimisch fühlen, haben wir in den Gesangbüchern ein Liturgieheft eingebunden. Schauen Sie gerne beim nächsten Gottesdienst einmal hinein.
Viel Freude am Gottesdienst wünscht Ihnen Ihre Evangelische Kirchengemeinde