Neulich in der Regionalbahn

© Hans Genthe / fundus-medien.de
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(oder, von einer, die auszog ohne Smartphone, Bahn zu fahren)

Neulich im Sommer gab es ja dieses wunderbare Angebot des 9 Euro-Tickets. Natürlich habe ich es mir für alle drei Monate geholt. Im Juni und Juli bin ich überwiegend Bus gefahren, und ich habe gejauchzt und frohlockt, denn nach 2 Fahrten Hilden-Hochdahl und zurück hatte sich das Ticket schon amortisiert. Da die Schulferien früh begonnen hatten, waren die Busse garnicht mal übermäßig voll.

Nur manchmal war der 741-er mit Einkaufstrolleys, Kinderwagen und Rollatoren doch sehr ausgelastet (mein Fahrrad hätte ich nicht mehr reinquetschen können). Ich bin ganz schön im Kreis Mettmann rumgekommen, habe auch das autonome Busschen in der Monheimer Altstadt ausprobiert. Aber richtig viel Bahn gefahren bin ich dann im August. Da habe ich mein Leben in vollen Zügen genossen.

An eine Fahrt kann ich mich besonders gut erinnern. Ich wollte über Koblenz die Lahn hoch nach Weilburg fahren , um günstig zu unserem Familientreffen zu kommen.

Allerdings hatte ich nicht bedacht, welche Messe gerade in Köln stattfand. Gewieft, wie ich bin, war ich schon zu einem früheren Zug in Benrath auf dem Bahnsteig, der dann auch mit 30-minütiger Verspätung ankam, rappelvoll. Ich konnte mich gerade noch von fantasievollverkleidetet Gamescome-Besucher*innen einkeilen lassen, riesengroße Koffer standen auch noch im Gang. es bestand keine Gefahr, irgendwie umzufallen.

Aber es war Stehvermögen gefragt. Ich sah auch noch nicht gebrechlich genug aus, als das ich einen Sitzplatzangebot bekommen hätte. Aber, alles gut, ich habe in Koblenz meinen Anschluß bekommen, ich hatte auch noch genug Zeit, am Bahnhof die Keramikabteilung aufzusuchen, denn im Zug war das Klo unerreichbar.

Auf dem Weg an der Lahn entlang, konnten dann leider keine Fahrradfahrer mehr mitgenommen werden, die Armen mußten die Steilstrecken des Lahntalradweges aus eigener Kraft bewältigen.

Aber ich bin gut und pünktlich angekommen, diesmal mußte ich noch nicht fremde Leute um Hilfe bitten, um telefonieren zu können, bzw. um Alternativverbindungen rauszusuchen.Dieses Abenteuer kam dann noch auf meiner Weiterreise an die Bergstraße.

Ich hatte eine Superverbindung (nur 4-mal umsteigen) von Usingen nach Bensheim. Aber am Frankfurter Hbf. endete zunächst die Fahrt. Strecke gesperrt, keiner wußte was und das in der Ruhshour (17 werktags).

Aber mit meinem untrüglichen Instinkt habe ich nette Leute (mit Smartphone) aufgegabelt, die auch nach Bensheim wollten, und auch gleich die Umleitungsstrecke über Mannheim herausgefunden hatten. Ich durfte meinen Bruder anrufen, der schon auf dem Weg zum Bahnhof war ,und ich konnte ihn nach Mannheim umleiten .Im Gegenzug haben wir die beiden dann mitgenommen . So lernt man freundliche Leute kennen.

Für ein 49 Euro-Ticket wäre ich sogar bereit mir ein Smartphone zuzulegen, ich hoffe auf April 2023, denn ich möchte viele Verwandte und Freunde besuchen und Globetrotter treffen.

Pastorin Lieselotte Rönsch

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