Advent

© Rolf Oeser / fundus-medien.de
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Ich liebe die Adventszeit, die Weihnachtsmärkte, so sie denn stattfinden, die geschmückten Innenstädte mit den vielen Lichtern über den Straßen und in den Fenstern. Ich liebe die Atmosphäre, welche die Lichter verbreiten und die Vorfreude auf Weihnachten.

Advent kommt aus dem Lateinischen und heißt »Ankunft«. Advent ist doppelte Wartezeit. Zum einen warten wir auf Weihnachten, wo wir die Geburt Jesu feiern, zum anderen warten wir auf die Wiederkunft Jesu und darauf, dass er den Frieden für die ganze Welt bringt, so wie es die Engel in der Weihnachtsgeschichte verkünden: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens« (Lukas 2, 14).

Die Adventszeit ist aber auch eine Zeit, um Türen zu öffnen. Ich denke dabei nicht nur an den Adventskalender, der die Wartezeit bis Heilig Abend jeden Tag mit einer zu öffnenden Tür »versüßt«.

Ich denke dabei an unseren ökumenischen, lebendigen Adventskalender – er findet auch in diesem Jahr wieder statt – , wo jeden Tag jemand symbolisch seine Tür für andere öffnet und mit Liedern, Geschichten und heißem Tee die willkommen heißt, die der Einladung gefolgt und gekommen sind, um innezuhalten und sich Zeit zu nehmen füreinander. Ich denke dabei an die vielen offenen Kirchentüren, die zum Eintreten einladen, um für einen Augenblick die Geschäftigkeit und den Alltag zu unterbrechen und zur Ruhe zu kommen.

Die Adventszeit erinnert mich daran: Gott will zu uns kommen. Aber er fällt nicht mit der Tür ins Haus, sondern setzt darauf, dass ich ihn bei mir willkommen heiße, ihm bei und in mir Raum gebe. »Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!«. So formuliert es der Beter in Psalm 24, 7.

Die Adventszeit hält in mir die Sehnsucht wach nach der die Welt verändernden Kraft der Nähe Gottes. Die Kraft der Nähe Gottes setzt nicht auf Gewalt, nicht auf Hass und Terror. Sie setzt vielmehr darauf, dass ich mich berühren lasse von der Not anderer, dass ich helfe, Not zu lindern und denen beistehe, die meine Unterstützung brauchen.

»Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen« (Matthäus 5, 7). Dieses Versprechen Jesu ist die Erinnerung an unsere Berührbarkeit und daran, was der Volksmund so formuliert: »Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude.« In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventszeit!

Pfarrer Volker Horlitz

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