So vielfältig wie das Leben sind auch die Formen des Gebetes: »Bitte und Dank, Lob und Klage« – all das hat seinen Platz. Birgit Horlitz beschreibt die unterschiedlichen Gebetsformen.
Bitte - Fürbitte
Die wohl häufigste Form des Gebets ist der Hilferuf, die Bitte, die manchmal auch als Stoßgebet schnell eben über unsere Lippen kommt. Herr, hilf, lass es gut gehen, lass die Diagnose nicht zu schlimm sein oder bewahre uns auf der Ferienreise. Die Psalmbeter nutzen diese Form auch häufig und können damit ihr Leben unter Gottes Bewahrung und seinen Segen stellen.
»Bei dir, HERR, suche ich Schutz, lass meine Feinde nicht über mich triumphieren! Du bist ein gerechter Gott, darum hilf mir und rette mich! Höre mein Gebet und komm mir zu Hilfe! Bring mich in Sicherheit und beschütze mich wie in einem Haus, in das ich jederzeit kommen kann!«. So schreibt der Beter in Psalm 71.
Diese Gebetsform ist uns sehr nahe und bringt uns Sicherheit und Schutz. Die Bitte, die uns an andere Menschen oft schwer fällt, ist bei Gott leicht. Von ihm nehmen wir gerne etwas an für unser Leben. Auch die Fürbitte gehört in diesen Bereich, nicht nur für uns bitten wir, sondern auch für unsere Freunde und Mitmenschen. »Denkt an mich« ist oft die Aufforderung zur Fürbitte und sie verbindet uns miteinander.
Lob und Dank
Als zweite Form der Gebete fällt mir der Dank ein. Wenn ich in einer brenzligen Situation schnell noch ein Gebet zu Gott geschickt habe, dann ist der Dank die natürliche Folge, oder nicht? Oft vergessen wir in der Erleichterung den Dank. Doch gerade der Dank ist sehr wichtig auch für uns, denn er ändert unsere Blickrichtung, wenn wir traurig und mutlos sind. Es hilft, sich in Ruhe hinzusetzen und darüber nachzudenken, für was wir Gott alles danken können. Dadurch werden uns positive Zeichen Gottes bewusst und wir können im wahrsten Sinne entspannen.
»Dir, HERR, will ich von ganzem Herzen danken, von all deinen wunderbaren Taten will ich erzählen. Ich freue mich über dich und juble dir zu. Ich singe zu deiner Ehre und preise deinen Namen, du höchster Gott! Denn du schlägst meine Feinde in die Flucht, sie stürzen und kommen um! Durch dein Eingreifen hast du mir Recht verschafft, als ein gerechter Richter sitzt du auf dem Thron.« So hören wir die Dankworte des Psalmbeters in Psalm 6.
Der Dank wird zum Lob Gottes und zu einer Botschaft an Andere. Gerade im Rückblick fällt uns vieles auf, für das wir danken können und macht uns froh. Danken hellt das Leben auf, zeigt uns Bewahrung und Segen Gottes.
Klage
Doch auch, wenn das Leben Leid und Tod, Unerträgliches und Schweres mit sich bringt, dann können wir uns an Gott wenden und unsere Klage loswerden. Wir können mit Gott schimpfen, ihn anklagen und unsere Not zu Gott bringen.
Auch das finden wir an vielen Stellen der Bibel, so in Psalm 6,4: »Ich weiß weder aus noch ein. HERR, wie lange willst du dir das noch ansehen?« Und dabei wird auch oft mit Gott gehandelt, so folgt in Vers 6: »Wenn ich tot bin, kann ich dir nicht mehr danken. Wie soll ich dich denn im Totenreich loben?«
Klage führt oft zu Verhandlungen mit Gott, auch das kennen wir: Wenn du mir jetzt hilfst, dann gehe ich öfter zum Gottesdienst. Solche oder ähnliche Angebote machen wir Gott, um ihn milde zu stimmen. Aber wir dürfen auch die Klage stehen lassen, Gebet ist kein Automat und es führt nicht unbedingt dazu, dass die Situation sich so verändert, wie wir es möchten. Manche Dinge erkennt man im Rückblick und andere bleiben uns für immer verborgen.
Gerade in der Klage sprechen wir aus, was uns belastet, bringen es zu Gott. Da ist es in guten Händen. Sprache finden hilft in vielen Situationen schon einen Schritt weiter und öffnet Türen, die wir vielleicht nicht gesehen haben.