Beruf Pfarrer – Warum eigentlich nicht?

Pfarrer Volker Horlitz

Ich komme aus einem Elternhaus, wo der Glaube immer eine große Rolle gespielt hat und gefördert wurde. Meine Eltern waren in der Kirchengemeinde engagiert, mein Vater über lange Jahre Presbyter und im Besuchsdienst. Bis zu meiner Konfirmation gehörte der Besuch des Kindergottesdienstes und später dann des Gottesdienstes ganz selbstverständlich zu meiner religiösen Erziehung. Mit der Konfirmation änderte sich dies, meine Eltern überließen mir die weitere Ausgestaltung des Glaubens, es wurde keinerlei Druck mehr ausgeübt. Da aber mein gesamter Freundeskreis in der freien evangelischen Gemeinde engagiert war, verbrachte auch ich einen Großteil meiner Freizeit in der Freien Gemeinde, arbeitete dort im Jugendkreis mit, war Mitbegründer einer christlichen Band, nahm an christlichen Jugendfreizeiten teil und wurde auch dort schon bald Mitarbeiter.

Anstoß im Religionsunterricht
Den eigentlichen Anstoß, Pfarrer zu werden, erhielt ich aber durch einen Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde, der in der Oberstufe Religionsunterricht erteilte und dessen Engagement und Ausstrahlung mich tief beeindruckten. Schon bald bereitete ich mit ihm zusammen Gottesdienste vor, und so reifte in mir der Entschluss, Pfarrer zu werden. Dieser Entschluss war ein Prozess, meine Eltern ließen mir bei der Berufswahl völlig freie Hand, beeinflussten meine Entscheidung in keiner Weise. So stand für mich ab der 12. Klasse fest: Ich werde Pfarrer, ohne allerdings genau zu wissen, was alles zu diesem Beruf gehört.

Das Studium habe ich über weite Strecken genossen, hatte immer Freunde und Professoren, die in schwierigen Phasen des Studiums mir helfend zur Seite standen.

Seit 29 Jahren in Hochdahl
Nun bin ich seit über 29 Jahren Pfarrer in Hochdahl. Ich habe meinen Entschluss, Pfarrer zu werden, nie bereut. Die Vielfalt der Aufgaben, die der Pfarrberuf mit sich bringt, begeistert mich nach wie vor. Ob das nun Taufen, Trauungen, Beerdigungen oder die ganz normalen Sonntagsgottesdienste sind, die es vorzubereiten gilt oder es sich um die Ausarbeitung eines Themenabends oder einer Bibelarbeit handelt, nichts davon möchte ich missen. Konfirmandenunterricht auf der einen Seite und die seelsorgliche Begleitung von Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen auf der anderen Seite lassen vielleicht erahnen, in welch ungeheurer Vielfalt der Pfarrberuf stattfindet. Und wenn es dann gelingt, andere zu trösten, ihren Glauben zu stärken oder sie ein Stück des Weges hilfreich zu begleiten, dann weiß ich: Darum bin ich Pfarrer geworden.

Nicht ohne Belastungen
Das alles heißt allerdings nicht, dass es nicht immer wieder auch Zeiten gibt, wo ich den Eindruck habe, den Belastungen, die der Beruf mit sich bringt, nicht standhalten zu können. Wo viel Licht ist, ist auch Schatten, das trifft auch auf den Pfarrberuf zu. Doch meine Frau, meine Familie, Freunde und Kollegen sind dann da, die mich auffangen und entlasten. Sie sind sozusagen das Sicherheitsnetz, ohne das ich mir meinen Beruf nicht vorstellen kann.
Volker Horlitz

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